Gerade bin ich auf dem Rückweg von der Übergabe des Endberichts des Denkraums “Wissen schafft Chancen” in Düsseldorf. Da ich auf der JUKON-Seite keine neuen Artikel mehr posten kann, hier das Protokoll des Treffens, an dem ich als Sprecher des Denkraums teilgenommen habe.
Ein Hinweis vorab: diese Zusammenfassung gibt das Gespräch so wieder, wie ich es anhand meiner Notizen rekapituliert habe. Es handelt sich dabei nicht um die offizielle Darstellung der Ministerin.
Anwesend: Ministerin Svenja Schulze, Patrick Gütschow, Sabrina Heynckes, Guido Falk von Rudorff
Wir fragten zunächst nach, wie die weitere Zielsetzung des Endberichts definiert ist und inwiefern die Ministerien den erarbeiteten Ergebnissen Rechnung tragen werden. Frau Ministerin Schulze wies darauf hin, dass als erstes die Ergebnisse im Kabinett besprochen werden sollen. Herr Gütschow fügte hinzu, dass die Beschlussvorlage ebenfalls vorsieht, dass im Laufe des Jahres 2013 eine Rückmeldung durch die einzelnen Ministerien an die Staatskanzlei erfolgen solle, in der der Grad der Berücksichtigung der Ergebnisse beschrieben werden solle. Er sah keine prinzipiellen Bedenken, dieses Ergebnis wieder in die Community einzuspeisen. Frau Ministerin Schulze ergänzte, dass der Bericht und die Exzerpte intern an die Abteilungsleiter der Fachabteilungen weitergegeben worden seien und sowohl in der Gesamtheit diskutiert, als auch themenspezifisch einbezogen würden.
Die Vertreter der Community hoben vier Punkte gesondert hervor: den Auswahlprozess an der Universität, Open Access, Praxisbezug an den Hochschulen und die gesellschaftliche Wahrnehmung der Wissenschaft an sich. Zum ersten Punkt verwies die Ministerin auf das vorhandene Auswahlsystem beim Studienfach Medizin, bei dem ein Auswahlgespräch mit berücksichtigt würde, erteilte aber einer breiten Umsetzung dieses Verfahrens eine Absage. Sie sah im Wesentlichen zwei Problemkomplexe: die Vergleichbarkeit und Transparenz der Auswahlkriterien sei insbesondere hinsichtlich der Objektivität und der Gewichtung derzeit nicht klar definierbar. Daraus ergebe sich ein Klagerisiko. Das zweite Problem liege in der schieren Menge der zu vergebenden Studienplätze. So seien insgesamt etwa 100.000 Studienplätze jährlich zu vergeben – selbst wenn man das Zulassungsverfahren nur bei den Studiengängen ändern wurde, bei denen sich mehr Studienbewerber als -Plätze finden, so sei ein flächendeckendes erweitertes Auswahlverfahren nicht darstellbar. Das im Endbericht angesprochene Modell der Niederlande erfahre hierzulande eine starke positive Rezeption, sei aber für die Studenten hart – insbesondere, wenn nach einigen Wochen das Studium aufgrund der nicht erbrachten Leistungen beendet werden müsse, so die Ministerin.
Beim zweiten Thema, Open Access, sah die Ministerin keine prinzipiellen Schwierigkeiten; so sei die Förderung durch EU- und Landes-Mittel bereits jetzt an eine Offenlegungspflicht gebunden. Bei den DFG-Mitteln, die vom Bund übernommen würden, bliebe das jedoch noch umzusetzen. Den Praxisbezug der Hochschulen sah die Ministerin als hinreichend gegeben an und legte dabei auf eine Unterscheidung zwischen FH und Universitäten Wert: so müssten FH-Professoren bereits jetzt eine Tätigkeit in einem Unternehmen vorweisen, um berufen werden zu können. Dass das derzeit für Universitätsprofessoren nicht vorausgesetzt werde, sei durchaus intendiert. Der letzte von den Community-Vertretern betonte Punkt, die gesellschaftliche Wahrnehmung von Wissenschaft, ist nach Ansicht der Ministerin v.a. eine Frage der Kommunikation. Sie sah Fortschritte durch Einrichtungen wie Schülerlabore und Kinderunis, deren Zielsetzung es sei, Aufwachsenden die Neugierde zu erhalten. Die Ministerin wünschte sich jedoch von der Wissenschaft greifbarere Darstellungen der aktuellen Forschung, wie es z.B. im angelsächsischen Raum üblich sei. Auch dort sah die Ministerin positive Entwicklungen, die u.a. auf die zunehmende Internationalisierung der Forschung zurückzuführen seien.
Frau Ministerin Schulze verwies im Gespräch auf zwei weitere ihr wichtige Punkte: das Anerkennungsverfahren an der Universität und die Studienfachwahl. So solle daran gearbeitet werden, dass die Anerkennung von Studienleistungen zumindest in Deutschland deutlich vereinfacht werde, um einen Kerngedanken der Bologna-Reform besser aufnehmen zu können. Auch solle die Anrechnung von Studienleistungen bei Fach- oder Studiengangwechseln vereinfacht werden. Um jedoch Letzteres seltener nötig zu machen, sei eine intensivere Aufklärung über die insgesamt angebotenen Studiengänge nötig, damit jeder Studieninteressierte leichter einen seinen Interessen und Neigungen entsprechenden Studiengang finden könne. Dort arbeite die Landesregierung derzeit am Nachfolger des StudiNavi, eines Verzeichnisses der Studiengänge, der unter dem Namen Studienfinder ein Online-Selbstassessment ermöglichen solle.
Abschließend auf die Planungen hinsichtlich einer Neuauflage der JUKON angesprochen, hieß es, dass zwar noch nicht die endgültige Entscheidung getroffen sei, aber eine Wiederholung angestrebt werde. Ob die Konferenz jedoch jährlich oder in zweijährigem Turnus aufgelegt werden solle, sei noch offen.